11 Regionen – 11 Portraits

Ilaria Barandun

Nachwuchssportlerin, Region Imboden

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Eine Goldmedaille vom Schiesssport, stellvertretend für den Calanda.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Ich habe eine Goldmedaille als Ersatz für den Calanda mitgenommen, weil man am Felsberger Calanda auch schon Gold gefunden hat. Unser Schiessstand ist auf den Zielhang vom Calanda ausgerichtet. Als 4-jähriges Mädchen stand ich bereits zum ersten Mal bei den Gipfelkreuzen des Felsberger und des Haldensteiner Calandas. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sein Ziel erreicht hat und zuoberst steht. Wenn wir wegfahren, weiss ich bei der Rückkehr immer: Sobald ich den Calanda sehen kann, bin ich zu Hause. Das bedeutet für mich Heimat.»

Rebecca Clopath

Naturköchin, Region Viamala

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Wasser aus Lohn.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Wasser ist zwar kein Gegenstand, es vermittelt mir aber sehr viel Heimatgefühl. In Graubünden haben wir sehr viele Quellen, Bäche, Flüsse und Seen, die unsere Region und den Kanton ausmachen. Gleichzeitig bietet uns Wasser aber auch sehr viele Möglichkeiten, sei es in der Landwirtschaft, der Gastronomie, im Handwerk oder ganz generell. Durch Wasser entsteht in der Region eine grosse Diversität. Natürlich trinke ich am liebsten Wasser aus Lohn.»

Mattiu Defuns

Künstler, Region Surselva

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Ein Gamsgehörn stellvertretend für mein Lied über einen Gamsbock.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Ich habe ein neues Lied mitgebracht, das ich mit diesem Gamsgehörn visualisieren möchte. Obwohl die Jagd in meinem Leben eine grosse Rolle spielt, geht es für mich nicht primär darum, ein Tier zu erlegen. Viel wichtiger ist die Zeit, die ich mit meinem Bruder und meinem Vater in der Natur verbringen kann und die Möglichkeit, unsere Wildtiere in ihrem Lebensraum beobachten zu können. Im Lied geht es um die wunderbare Begegnung mit einem Gamsbock im Val Frisal in der Surselva.»

Sour Domenica

Ordensfrau, Engiadina Bassa/Val Müstair

Was für einen Gegenstand haben Sie mitgebracht?
«Eine selbstgebastelte Nachbildung des Plantaturms sowie meine ‘Ode an den Plantaturm’.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für Sie Heimat/Graubünden?
«Ich hatte bereits als Kind eine Beziehung zum Plantaturm, da ich ihn von meinem Elternhaus aus sehen konnte. Ursprünglich wurde er im Jahr 960 als Wohn- und Wehrturm für die Benediktinermönche gebaut. Schon als Kind habe ich mir vorgestellt, wie die Klosterfrauen im Turm mit den eigenartigen kleinen Betten zu Krisenzeiten Schutz und Zuflucht fanden. Heute weiss man, dass die Klosterfrauen damals sitzend geschlafen haben. Der Plantaturm gibt mir heute noch das Gefühl von Schutz und Heimat.»

Riccarda Flütsch

Lokführerin, Region Albula

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Eine kleine, bemalte Holzgebse.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Dieses kleine Gebsi begleitet mich schon mein Leben lang. Die Bauernmalerei darauf hat meine Grossmutter gemacht. Schon als Kind fand ich, dass dieses kleine Gebsi etwas «Zauberhaftes» an sich hat. Es schmückt mein Zuhause seit jeher und Heimat ist für mich da, wo ich daheim bin. Das Gebsi steht für Handwerk, aber auch für die Werte meiner Familie: Mit eigenen Händen etwas erschaffen, auch kleine Dinge wertschätzen und einander eine Freude machen. Dadurch ist es erst recht Heimat für mich.»

Gian-Reto Meier

Jäger, Region Landquart

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Eine Bronzefigur ‘Die drei weisen Affen’.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Die kleine Bronzefigur mit den drei weisen Affen stand seit meiner frühen Kindheit auf Vaters Schreibtisch in seiner Hausarztpraxis. Ich habe sie oft bewundert, wenn ich abends mein ferngesteuertes Auto durch die leeren Praxisräumlichkeiten kurven liess. Welche Freude, als mir mein Vater die Figur zum Abschluss meines Studiums schenkte! Seither ziert sie meinen Arbeitspult und erinnert mich nicht nur täglich an frohe Jugendtage, sondern auch daran, über Schlechtes weise hinwegzusehen.»

Nina Pieracci

Schülerin, Region Moesa

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Einen Granit (Stein) aus der Moesa.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Für mich repräsentiert dieser Granit den Kanton Graubünden, weil er die Form eines Berges hat und wir in Graubünden ja ganz viele Berge haben. Der erste Berg, den ich bestiegen habe, war der San Jorio, als ich sechs Jahre alt war. Das war ein schönes Erlebnis, an das ich mich gut erinnern kann. Meine Eltern haben mir dort erklärt, dass der San Jorio die Schweiz mit Italien verbindet und meine Wurzeln in beiden Ländern liegen. Es ist wichtig, dass wir mit unserer Natur, den Bergen und den Gletschern in Zukunft sorgfältiger umgehen.»

Gaudenz Schmid

Pensionär, Region Plessur

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Ponsi – eine Rückentause für Kinder.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Ich habe eine Rückentause mitgebracht. Wir haben diese jeweils «Ponsi» genannt. Mit meinem Ponsi auf dem Rücken und zwei Kesseln in der Hand, musste ich als junger Bub auf unserem Maiensäss «Runcalier» jeweils bei der zirka ein Kilometer entfernten Quelle «Spinamels» Wasser holen. Diese Quelle war schon fast bei der «Bärenschluocht». Einerseits ist es eine Kindheitserinnerung, die sehr präsent ist, und andererseits kann man ja sagen: Ohne Wasser kein Leben und somit auch kein Graubünden.»

Françoise Stahel

«Madame Engadin Skimarathon», Region Prättigau/Davos

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Ein Paar meiner alten Wanderschuhe.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Als ich im November 1959 in Klosters angekommen bin, hatte es einen halben Meter Schnee. Ich hatte zuvor noch nie Schnee gesehen und Winterschuhe hatte ich auch keine – nur meine «Stöcklischuhe». Ich wusste nicht, wie ich es von der Bahnhofstrasse zum Hotel «Chesa Grischuna» schaffen sollte. Am nächsten Tag musste ich mir also sofort Schuhe kaufen. Zur damaligen Zeit gab es in Klosters aber nur «klobige Bergschuhe» zu kaufen, ähnliche wie diese hier. Und dann wurden die Berge mit ihren klobigen Schuhen zu meiner Heimat.»

Giovanni Triacca

Weinhändler, Region Bernina

Was hast du für einen Gegenstand mitgebracht?
«Ich habe eine Kastanienpfanne mitgebracht.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Im unteren Valposchiavo hat es viele Kastanienwälder. Unsere Familie besitzt etwa zwanzig Kastanienbäume und als Kind war es immer ein grosses Ereignis, wenn wir im Herbst Kastanien sammeln konnten, die unsere Grossmutter dann zu Hause auf dem offenen Feuer gebraten hat. Es war die Aufgabe von uns Kindern, die Kastanien zu schälen. Später sind dann die Eltern dazugestossen. So sitzt auch heute noch die ganze Familie am Feuer, isst gemeinsam Marroni und plaudert – das ist für mich Heimat.»

Antonio Walther

Gastronom, Region Maloja

Was für einen Gegenstand hast du mitgebracht?
«Meine erste Fischerrute.»

Warum bedeutet dieser Gegenstand für dich Heimat/Graubünden?
«Der Silsersee war meine Kinderstube. Ich habe meinen Onkel Rudi Walther als Kind immer beim Fischen begleitet. Da er mein Talent sah, hat Rudi mir meine erste Angelrute geschenkt. Mit meinem kleinen Ruderboot, das mir mein Vater geschenkt hatte, war ich bereits als Siebenjähriger immer auf dem See. Ab und zu erwischte mich der Fischereiaufseher und ermahnte meine Eltern: ‘Antonio soll doch wenigstens dann nicht fischen, wenn ich vorbeikomme’.»