«Spassageda tres il Trabichamp» – Szenische Dorfführung durch Samedan
Während eines Spaziergangs durch Samedan hört das Publikum Texte von drei Engadiner Protagonisten des 16. Jahrhunderts in Romanisch, Deutsch und Italienisch, sieht kurze Tanzproduktionen, hört musikalische Intermezzi und geniesst kulinarische Häppchen aus jener Zeit. Damit wird einem breiten Publikum der kulturelle Aufbruch vor 500 Jahren in Erinnerung gerufen.
Am Sonntag, 1. September 2024 findet in Samedan der Bundestag der Kirchen statt. Als Begleitveranstaltung für ein breites Publikum finden am Nachmittag
drei szenische Aufführungen statt: 13.30 / 15.30 und 17.30
Besammlung jeweils vor der Reformierten Kirche
Teilnehmeranzahl pro Führung max. 30 Personen, ab 16 Jahren.
Mitwirkende
Schauspiel: Jonathan Ferrari
Tanz: Myriam Gurini
Musik: Barbara Godenzi, Isabella Mercuri und Thibault Viviani
Kostüme: Manuela Dorsa
Texte/Recherche/Konzept: Chasper Pult
Idee/Konzept/Trägerschaft: Cultura Samedan
«Il Trabichamp» (Travers/Bifrun/Champell)
Dieser «champ» ist ein Acker, den vor rund 500 Jahren drei Engadiner Persönlichkeiten gepflügt, angesät und dann das reife Korn geerntet haben. In Zuoz und Samedan, den beiden politischen Hauptorten des Oberengadins, lebten der Politiker Gian Travers (1483-1563) und der Jurist Jachiam Bifrun Tütschett (1506-1573). Beide verfassten Schlüsselwerke der romanischen Literatur. Der Unterengadiner Pfarrer Durich Chiampell (1510-1582) hat neben der Psalmenübersetzung in Vallader eine auf Lateinisch verfasste Beschreibung des damaligen Freistaats der Drei Bünde geschrieben. In dieser, vor kurzem in einer neuen deutschsprachigen Übersetzung erschienen, umfassenden Darstellung schildert er in allen Facetten die Zustände in Graubünden im 16. Jahrhundert, neben den damaligen News auch etliche Fake News.
Auf eine unterhaltsame Art soll an die drei Schlüsselwerke dieser Autoren erinnert werden:
«La chianzun da la guerra dalg Chiastè d’Müs», 1527 (Gian Travers)
«L’g Nuof Sainc Testamaint da nos Signer Jesu Christi prais our delg Latin et our d’oters launguax et huossa da noef mis in Arumaunsch», 1560 (Jachiam Bifrun Tütschett)
«Topographische Beschreibung des alpinen Rätiens, 1573 (Duri Chiampell)
Das Publikum bewegt sich durch das Dorf Samedan und an den drei kulturell und historisch repräsentativen Spielorten Kunstraum Riss – La Tuor – Chesa Planta geniesst es künstlerisch-musikalische Darbietungen und gastronomische Erzeugnisse jener Zeit.
Bei der ehemaligen Bäckerei Kunstraum Riss wird das harte Roggenbrot degustiert («…doch ausser Brot, und zwar meist schwarzem, von geringer Güte, das nämlich aus Roggen und Gerste bereitet wurde, …»; Chiampell, 929). In der Tuor gibt es Gebäck mit Arvenkernen («Ihre Kerne sind nicht nur zum Essen sehr angenehm im Geschmack, der Haselnuss gar nicht unähnlich…»; Chiampell, 813) und in der Chesa Planta geräucherte Forellen («…viele von ihnen sollen sogar ganz ohne Brot, allein von Fischen leben, die nur eingesalzen oder durch Rauch haltbar gemacht, ja manchmal sogar noch roh sind.» Chiampell, 189) und Getränke angeboten («…Was nämlich den Wein betrifft, so fliesst allein das Veltlin von einer solchen Menge desselben über…» Chiampell, 779).